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Das Charles-Bonnet-Syndrom

Wenn Menschen visuelle Eindrücke haben, die in der Realität nicht existieren, der Patient sich aber selbst bewusst ist, dass es sich um keine realen Bilder handelt, spricht man von nicht-psychotischen, visuellen Halluzinationen, Pseudohalluzinationen oder Phantombildern. Entstehen diese Halluzinationen im Zusammenhang mit einer Sehbehinderung oder Blindheit, wird das unter dem Begriff Charles-Bonnet-Syndrom (CBS) zusammengefasst.

Die Betroffenen berichten von Trugbildern in Form von Tieren, Punkten oder hellen Lichtblitzen, aber auch von Szenen mit fremden Menschen oder Blumen. Viele Betroffene sprechen aus Angst und Scham nicht einmal mit ihrem Arzt über diese Wahrnehmungen und auch bei Ärzten sind die Symptome des Charles-Bonnets nicht immer bekannt und können folglich falsch gedeutet werden. Eine ausführliche Erläuterung des Phänomens seitens der Ärztin hilft den Patienten aber entscheidend, die Symptome als grundsätzlich harmlos zu akzeptieren, was den Leidensdruck verringert.

Man geht davon aus, dass zwischen 10% und 40% der sehbehinderten und blinden Menschen vom Charles-Bonnet-Syndrom betroffen sind.Die Ursachen für das Charles-Bonnet-Syndrom sind nicht geklärt. Man geht von einem Effekt analog zu Phantomschmerzen in einer verlorenen Gliedmaße aus. Obwohl ein geringer Visus mit CBS in Verbindung gebracht wird, zeigt sich, dass der Grad des Visusverlustes keine Prognose für CBS erlaubt. Eine geringe Kontrastwahrnehmung scheint aber häufiger zu dieser Art von Halluzinationen zu führen. Aus der Erfahrung Betroffener weiß man außerdem, dass schlechte Beleuchtung, Müdigkeit und Stress mögliche Faktoren beim Auftreten einer visuellen Halluzination sein können. Faktoren wie Alter und soziale Isolation (z.B. Verlust des Partners) spielen anscheinend weniger eine Rolle.

Eine Besserung der Symptome wird meist durch die Verbesserung des Visus erreicht, möglicherweise durch Anpassung von (Low Vision-) Sehhilfen. Liegt eine Katarakt vor und kommt es daher zu Trugbildern, sollte eine Katarakt-OP erwogen werden. Eine gute, kontraststeigernde Beleuchtung ist ebenfalls wichtig, um Phantombilder zu vermeiden. Therapien mit Psychopharmaka werden als Möglichkeit diskutiert, es gibt allerdings keinen gesicherten Nachweis zur Wirksamkeit und in den meisten Fällen sind die ungewünschten Nebenwirkungen nicht verhältnismäßig.

Wichtig ist es, Patienten, die von einer Sehbehinderung betroffen sind, über das Charles-Bonnet-Syndrom aufzuklären, damit sie dieses Phänomen verstehen können und es nicht zur zusätzlichen Belastung wird.

Quelle Richtlinie: Sehstörungen, Rehabilitation und Überweisung, Nederlands Oogheelkundig Gezelschap (NOG) aus dem Niederländischen von GJ. Drost, W. Lechtenfeld


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